Den Gedanken an ein partnerschaftlich vereintes Europa gibt es schon lange, die Verbindungen innerhalb Europas sind vielfältig. Eine dieser Verbindungen, wahrscheinlich die allererste dieser Art, ist der Jugendaustausch Niebülls mit der englischen Stadt Malmesbury.
Seit nun schon 70 Jahren besteht diese Freundschaft und wird noch immer vom Niebüller Städtepartnerschaftsverein gelebt, dessen Vorläufer der Arbeitskreis Niebüll-Malmesbury unter der Leitung von Emmy Hannöver war. Jährlich gibt es Austauschbesuch in beide Orte.
Diana Kluger ist im Verein die Beauftragte für den Austausch mit Malmesbury. Sie hat uns von dem Jubiläum berichtet, das im vergangenen Jahr mit einem Festakt im Rathaus von Malmesbury gefeiert wurde.
Begonnen hat der Jugendaustausch 1954 über den Kreisjugendring Südtondern mit dem Youth Service Committee in Malmesbury. Dem vorausgegangen war ein Besuch des Youth Service Officer Mr. Cook der Britischen Militärverwaltung in Kiel, der 1953 eine Gruppe von Berufskollegen aus Wiltshire nach Niebüll brachte und eine Einladung nach Malmesbury an den Kreisjugendring aussprach. Man muss bedenken, dass der 2. Weltkrieg noch nicht so lange her war und Deutsche und Engländer in diesem Krieg Feinde waren.
Dem 14tägigen Besuch von 19 jungen Menschen in Malmesbury folgte im August 1955 sogleich der Gegenbesuch von 17 Jungen und Mädchen mit 4 erwachsenen Begleitern in Niebüll. Beide Besuche waren von großer Begeisterung und Herzlichkeit geprägt und legten den Grundstein für diese langewährende Freundschaft. Tragende Säulen des Austausches in den ersten Jahren waren auf deutscher Seite Friedhelm Küster und Peter Kruse vom Kreisjugendring und Cyril Cartmell in Malmesbury.

Waren die ersten Jahre sehr erfolgreich vom Jugendaustausch geprägt, wurde am 14. Juli 1976 schließlich die Städtepartnerschaft zwischen Niebüll und Malmesbury mit Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunde in England besiegelt. Verantwortlicher Leiter damals war Peter Krebs, der zusammen mit Marion Hauck bis 1988 den Jugendaustausch weiterführte. Seite 1976 gab es also sowohl gegenseitige Besuche von Jugendlichen als auch von Erwachsenen. 1988 endete der reine Jugendaustausch, aber im Rahmen der Städtepartnerschaft nehmen seitdem Teilnehmende jeden Alters an den Besuchen teil.

1995 übernahm dann Diana Kluger den Vorsitz des Arbeitskreises Niebüll-Malmesbury und organisierte den Austausch. Es gab auch weiterhin Jugendgruppen, die nach Malmesbury reisten; etwa vom Haus der Jugend unter der Leitung von Orte Schruwe oder von den Pfadfindergruppen oder Fußballmannschaften. Einen Schüleraustausch zwischen der Friedrich Paulsen Schule und der Malmesbury School gibt es seit 2002.
1954 reiste die erste Gruppe mit dem Zug nach Malmesbury. Ein Flug war damals unvorstellbar teuer. 2024 reiste wieder eine Gruppe mit dem Zug nach England, dieses Mal aus ökologischen Gründen.
Im kommenden Jahr 2026 feiert die Städtepartnerschaft Niebüll – Malmesbury übrigens schon ihr 50jähriges Jubiläum. Der Städtepartnerschaftsverein wäre in Vorbereitung für das Jubiläum dankbar für Erinnerungen und Infos von ehemaligen Mitfahrerinnen und Mitfahrern. Dafür darf man sich gerne an Diana Kluger, ckluger@t-online.de wenden.
Malmesbury hat Charme. Es ist ein wunderbarer, alter Ort mit über 1.000jähriger Geschichte im Distric North Wiltshire, südwestlich von London gelegen. Im 9. Jahrhundert war Malmesbury Sitz des damaligen Königs Alfred. Die historische Malmesbury Abbey prägt das Ortsbild und ist in jedem Fall ein Besuch wert. Die englischen Gastgeber sind herzlich, offen, sehr unkompliziert und humorvoll. Wer also einmal mitfahren möchte oder selbst Gastgeber in Niebüll sein möchte, kann sich auf eine gute Zeit freuen und darf sich gerne beim Verein melden. Dafür muss man übrigens nicht Mitglied im Verein sein.



Die Engländer kommen in diesem Jahr vom 18. bis 23. September nach Niebüll. Wer sich an diesem Austausch beteiligen möchte oder Gäste aus Malmesbury aufnehmen möchte, darf sich auch gerne an Diana Kluger wenden. Eine Niebüller Delegation fährt im Frühjahr nach Gien. Darüber hatten wir bereits berichtet.
Das Bestehen solcher Partnerschaften ist von immenser und aktueller Bedeutung, gerade in Zeiten, in denen viele gesellschaftliche Spaltkräfte wirken. Auch der Austausch mit anderen Europäerinnen und Europäern trägt zum Verständnis von Demokratie und Frieden bei. Ein Zitat von Fräulein Sörensen und Peter Kruse, die beim ersten Besuch in Malmesbury waren unterstreicht dies:
„It is not only to learn that we come but also to find our way into the hearts of your people. I am sure that through such visits as this a better understanding between our two people will arise.“
“The visit, I am certain, has achieved its object in a way I never thought possible. In the war you know, we were told, your people as well ours, that the enemy we were fighting were bad, but you see, when we meet each other, we find that that is not really true. We find, we do like each other. We like the same things; we make friends and we find we like each other just as human beings should.”