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Ringreiten- gelebte und geliebte Tradition

Jetzt im Sommer sieht man sie in vielen Dörfern in Nordfriesland; Reiter:innen in Uniformen und mit einer Lanze auf ihren Pferden. Im Rundzug, oft von einer Kapelle begleitet, reiten sie zum Platz, auf dem das Ringreiten ausgetragen wird. Familienangehörige und Touristen säumen den Rand als gespannte Zuschauer. Ich war am vergangen Samstag auf Föhr beim Osterlandföhrer Ringreiterverein und möchte euch ein bißchen mitnehmen durch Tradition, Leidenschaft und Regelwerk.

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Das Ringreiten ist in Nordfriesland weit verbreitet. Es gibt viele Vereine auf dem Festland und den Inseln und viele unterschiedliche Regeln und Traditionen. Kurz gefasst, reitet man auf einem Platz unter mehreren Galgen hindurch. Am Galgen befestigt sind Ringe, oft unterschiedlicher Größe, die man mit der Lanze sticht. Vor und hinter dem Galgen müssen in der Regel drei Galoppsprünge des Pferdes absolviert werden. Am Ende des Tages zählen Anzahl der Ringe oder die Punkte nach Größe der Ringe, wer gewinnt. Ich orientiere mich hier am Regelwerk des Osterlandföhrer Ringreitervereins.

Die Reiter:innen im Osterlandföhrer Ringreiterverein richten, wie viele andere Vereine, alljährlich ein Königsreiten aus. Dieses fand am vergangenen Samstag in Oevenum auf Föhr statt. Beim Königsreiten werden mehrere Preise und die Königswürde ausgeritten. Wobei der Durchmesser der Ringe, die mit der Lanze gestochen werden müssen, vom z.B. 4. Preis bis zum 1. Preis immer kleiner wird. Wer die meisten Ringe sticht, gewinnt den jeweiligen Preis und wird am Ende des Tages mit einer unterschiedlich farblichen Schärpe ausgezeichnet. Im Anschluss an das Preisreiten wird der/die König:in ausgeritten. Der Königsring am Galgen ist der kleinste Ring von allen. Wer drei Königsringe sticht, wird der neue König des Vereins. Sollten mehrere Reiter:innen die gleiche Anzahl an Ringen stechen, wird umgeritten (Stechen). Der König erhält die Königsschärpe und in der Regel weitere Insignien, wie z.B. das Königsbild und einen Pokal.

Königin des Jahres 2024 Sandra Zwanziger beim Ringstechen

Das Eintrittsalter in den Verein und damit die Teilnahme am Ringreiten beträgt 18 Jahre. Im Osterlandföhrer Ringreiterverein, der am 3. August 1919 gegründet wurde, reiten Männer und seit einigen Jahren auch Frauen. Auf der Insel Föhr gibt es zwei weitere Ringreitervereine und einen Frauenringreiterverein. Die Vereine veranstalten jedes Jahr ein gemeinsames Ringreiten, das Bundesreiten und ein Preisreiten, welches aus dem ursprünglichen Kurgastreiten entstanden ist. Beim Kurgastreiten konnten die Urlauber selbst einmal aufsteigen, um ihr Glück mit der Lanze beim Stechen der Ringe zu probieren. Meist schließt jedes Ringreiten mit einem Ball nach dem Rundzug am Abend ab, wo Preise verliehen und feuchtfröhlich gefeiert und getanzt wird.

Rundzug nach dem Königsreiten mit Kapelle „Westerlandföhrer Musikfreunde“

Natürlich ist das Highlight das Königsreiten. Jeder der im Verein reitet, kann zweimal im Leben König werden und träumt meist lange davon. Das Jahr als König ist besonders. Nicht nur das Reiten mit Königsschärpe und Orden, sondern auch die Teilnahme an Versammlungen, Veranstaltungen und das Abholen der jeweiligen Könige:innen zu anderen Ringreiten, der jeweiligen Vereine und einiges mehr, gehört dazu. Als ich am Samstag zum Königsreiten des Osterlandföhrer Ringreitervereins fuhr, um meinem Mann (gebürtiger Föhrer) gemeinsam mit der Familie zuzusehen, ahnten wir noch nicht, dass ich diesen Beitrag als Frau des neuen Königs des Osterlandföhrer Ringreitervereins schreiben werde. Auch mein Mann wünschte sich schon lange einmal König zu werden und somit wurde dieses Königsreiten für uns ganz besonders. Als neues Königspaar wurden wir fotografiert für die Familienalben, die Zeitschriften und haben vermutlich mehr Hände geschüttelt, als zu unserer Hochzeit. Eine besonders schöne Tradition nach dem Königsreiten besteht darin, dass der König vor dem Ball vom Verein und der Kapelle begleitet, zuhause abgeholt wird. Da mein Mann und ich in Niebüll wohnen, ist dies natürlich etwas anders gelaufen. Liebe Freunde haben ihren Vorgarten in Windeseile chic gemacht, Bowle gemischt und so wurden wir dort bereits von der Kapelle, den Reitern und Familien empfangen. Vielen lieben Dank an dieser Stelle an euch alle, für eure herzliche Unterstützung! Nach einer Bowle ging es mit der Kapelle vorweg zum Gasthof, in dem wir einen wunderschönen Ball, mit vielen lustigen und lieben Ansprachen, einigen Ehrentänzen und der Preisverleihung gefeiert haben.

Königspaar/ König Arne Früchtnicht, Vorsitzender Markus Berger, Hauptmann Martin Hemsen und die Preisträger mit jeweiliger Schärpe auf dem Ball

Das Ringreiten ist nicht nur auf Föhr eine alte Tradition, die von den Vereinsmitgliedern und Angehörigen jedes Jahr oft groß gefeiert und zelebriert wird. Für Reiter:innen und Zuschauer ist das Ringreiten ein spannendes Event und wird durch die dazugehörigen Rituale zu einem Kulturgut, das es hoffentlich noch viele Jahre gibt. Leider leiden die Vereine an fehlenden Nachwuchsreitern und Mitgliedern und es Bedarf zumindest ein wenig Aufmerksamkeit für diese schöne Tradition. Wir können jedem nur empfehlen, sich eines der vielen Ringreiten in Nordfriesland einmal anzuschauen, um bei Kaffee und Kuchen einem spannenden Wettkampf beizuwohnen.

Herzlichen Dank an den Osterlandföhrer Ringreiterverein für die Bilder, die Informationen zum Beitrag und den schönen Tag.

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