Sigrun Jakubaschke verleiht dem Richard Haizmann Museum für moderne Kunst derzeit ein neues Raumgefühl.
Einige Werke Ihrer Ausstellung verteilen sich im Raum und zwingen die Betrachter zu einem, für das Niebüller Museum eher ungewohnten Gang durch die Räume. Dort wo man sich sonst mit Abstand vor ein Bild stellen kann, liegen nun Objekte unterschiedlichster Form und Ästhetik.
In einem Raum wimmelt es vor gefährlicher Viren mit scharfkantigen Armen. „Ich gehe erst mal vom Material aus. Gips als eine amorphe Masse, der ich beim Abbinden spontan noch eine Form gebe“, so die Künstlerin. Hierzu bevorzuge sie einfache Grundformen wie eine Kugel, ein Ei, ein langgezogenes Ei als Raupenform oder Haufen- und kopfähnlichen Formen. Zusammen mit einem kristallin wirkenden Material wie Glasscherben entwickelt beim Herstellungsprozess eine Assoziation zum extrem vergrößerten Virus. Es entstehen Serien, jede Form wird eine Art Individuum und unterscheidet sich auch farblich von dem anderen. Assoziation: gefährlich schön.
Die Formenvielfalt geht von den verwendeten Materialien wie Karton oder Gips aus. „Beim Gips gebe ich meine Idee von „Wachstum “ im Raum zum Ausdruck.“ Das prozesshaftes Schichten von Karton oder die Veränderbarkeit von Gips wie einer Metamorphose lässt Formen entstehen, die in ihrem Wachstum noch nicht fertig und geschlossen erscheinen und eher offen und verletzlich wirken.
Zeichnungen und Malereien nehmen sich durch ihre Großflächigkeit Platz im Museum. Wie zum Beispiel Faltpläne. Linien breiten sich über die Fläche in verschiedene Richtungen aus und gleichen Auszügen aus Stadtplänen. Auch hier bringt Sigrun Jakubaschke wieder eine Idee von Wachstum im Raum zum Ausdruck.
Die Ausstellung ist bis zum 25. August 2021 im Museum am Niebüller Rathausplatz zu sehen. Die Öffnungszeiten sind dienstags – freitags von 11 – 16.30 Uhr, samstags von 11 – 13 Uhr, sonn- und feiertags von 14 – 17 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.
Die Künstlerin lebt und arbeitet in Schleswig und Hamburg.
Sigrun Jakubaschke wurde 1957 in Darmstadt geboren. Sie studierte von 1976 bis 1983 bei Kai Sudeck an der Hochschule der bildenden Künste Hamburg. 1994 erhielt sie eine Professur für Malerei und ihre Grenzüberschreitungen. Seit 2006 unterrichtet sie als Professorin für Malerei an der Universität Osnabrück. Die Künstlerin erhielt zahlreiche Preise und Arbeitsstipendien, darunter den Philip Morris-Preis für freie Malerei, den Dorothea von Stetten-Kunstpreis und das Villa Massimo-Stipendium.