Vor 15 Jahren wurde das Wattenmeer zum Unesco- Weltnaturerbe ernannt. Natürlich gibt es das Wattenmeer in der Nordsee schon deutlich länger. Ein Blick in diese einzigartige Landschaft mit Fakten, Mythen und Legenden.
Weiterlesen: 15 Jahre Unesco- Weltnaturerbe, unser WattenmeerDas Wattenmeer erstreckt sich über ca. 11.500 Quadratkilometer. Die Fläche misst ca. 500 km in der Länge und bis zu 40 km in der Breite. Das Wattenmeer liegt zwischen Skallingen in Dänemark (Nordosten) und Den Helder in den Niederlanden (Südwesten). Den bei Ebbe freiliegenden Grund der Nordsee bezeichnet man als Watt. Unser Wattenmeer ist das größte weltweit. Zweimal am Tag wird das Watt während des Hochwassers überflutet und liegt bei Niedrigwasser wieder trocken. Dies nennt man Ebbe und Flut. Zwischen den Gezeiten liegt ein Abstand von ca. 6 Stunden. Das ca. 7500 Jahre alte Wattenmeer bietet zahlreichen Vögeln, Fischen und Pflanzen eine Heimat, einen Rastplatz, ein Zuhause oder eine Nahrungsquelle. Das gesamte Wattenmeer steht unter Naturschutz. Wer sich gerne über die große Vielfalt der Tiere und Pflanzen im Wattenmeer informieren möchte, dem empfehle ich die Seite https://www.nationalpark-wattenmeer.de Hier finden sich zahlreiche Informationen für Urlauber, Einheimische, Schulen und Kitas und alle Naturinteressierte.
Das Wattenmeer ist nicht nur ein außergewöhnlicher Lebensraum für Tiere und Pflanzen, sondern auch seit jeher eine Heimat des Menschen. Immer schon musste der Mensch den rauen Bedingungen der Nordsee trotzen und baute sich zum Schutz vor dieser, Deiche und Warften (aufgeschüttete Erdhügel auf den Halligen, auf denen die Wohnhäuser gebaut werden, um so vor Landunter geschützt zu sein) Doch auch der beste Deich schützt nicht immer, wie schon Hauke Haien lernen musste. Die weltberühmte Novelle von Theodor Storm „Der Schimmelreiter“ erzählt vom Deichgrafen Hauke Haien, der einen Deich für die Ewigkeit bauen wollte. Die Natur triumphierte über Hauke und sein Deich brach. Er musste mit ansehen wie seine Frau und seine Tochter von der Flut mitgerissen wurden. Nach diesem Schicksal reitet Hauke Haien mit seinem Schimmel selbst in die Flut und stirbt. Doch bis heute lebt er für die Deichbewohner weiter. Sie erzählen sich die Sage vom Schimmelreiter, der noch heute bei drohendem Unwetter, auf seinem Schimmel reitend, auf den Deichen erscheint. In der Schule noch Pflichtprogramm, ist „Der Schimmelreiter“ heute eines meiner liebsten Bücher. Im Herbst, wenn der Sturm aus Nordwest ums Haus tobt, eingehüllt in eine Decke auf dem Sofa, lese ich ihn immer wieder gerne. Eine Leseempfehlung meinerseits.
Ein Mythos im Wattenmeer ist auch die Geschichte der versunkenen Stadt Rungholt. Sie ist Stoff unzähliger Legenden. Erst kürzlich konnte ein Forscherteam im Watt rund um die Halligen die ehemalige Kirche der Stadt lokalisieren und somit ihre Existenz belegen. Im 14. Jahrhundert verschwand die Stadt spurlos in einer Flut. Seither regt dies die Fantasie der Menschen an. Die Bewohner von Rungholt sollen aufgrund ihres Reichtums und ausgedehnter Trunkenheit und der Vermessenheit überhaupt auf den Halligen leben zu wollen, diesem Schicksal geweiht gewesen sein. Ob die Stadt tatsächlich existierte, war lange Zeit ungewiss. Erst kürzlich haben Forscher der Christian-Albrechts-Universiät zu Kiel die Stadt nahe der Hallig Südfall lokalisiert und durch weitere Hinweise von Historikern und Archäologen, gibt es konkrete Hinweise auf die tatsächliche Existenz und die geografische Lage Rungholts. So wurde nun der Kirchturm Rungholts gefunden und es gelang, die Siedlung großflächig zu rekonstruieren. Die Existenz von Rungholt wurde hier aber selten in Frage gestellt und dies kann jeder eigenständig überprüfen. Geht man des Nachts am Deich spazieren und das bei ruhigem Wetter, so hört man noch heute die Glocken der Kirche Rungholts im Watt läuten. 😉
Ein weiterer Mythos: Beeinflussen Ebbe und Flut den Geburtseintritt? Schon seit frühester Zeit wird nach Zusammenhängen gesucht und zahlreiche Forschungen angestellt. Bereits im März 1949 wurde ein Beitrag eines Gynäkologens geliefert, der einen Zusammenhang beweisen sollte. „Einem an der Küste weit verbreitenden Glauben gemäß, sollen Geburten im Allgemeinen nur bei auflaufendem Wasser oder während der Flut erfolgen. Ein Geburtsstillstand während der Zeit des ablaufenden Wassers sei bedeutungslos und nicht wert, behandelt zu werden, da die Wehen mit dem Wasser wiederzukommen pflegen.“ Ein weiterer Gynäkologe, der diesen Aussagen skeptisch gegenüber stand, stellte eine Untersuchung von 1000 Geburten an. Die Geburten verteilten sich auffallend gleichmäßig über Ebbe und Flut. (Auszug aus der „Deutschen medizinischen Wochenschrift“ von 1949) Aber auch heutzutage hört man immer wieder, dass bei Flut vermehrt Kinder geboren werden. Wissenschaftlich belegt ist dies bisher nicht.
Das Wattenmeer ist und bleibt spannend und wird auch in Zukunft die Menschen anregen, zu forschen, Geschichten und Gedichte zu schreiben und viele Entdeckungen zu machen. Eines wissen wir jedoch gewiss; unser Wattenmeer muss geschützt werden, denn es ist ebenfalls vom Klimawandel bedroht. Auf der folgenden Seite erfahren wir ein paar Tipps, wie wir selbst einen Beitrag dazu leisten können. https://niedersachsen.nabu.de/natur-und-landschaft/schutzgebiete/nationalparke/29005.html#:~:text=Verzichten%20Sie%20zum%20Beispiel%20beim,wichtig%3A%20Trennen%20Sie%20Ihren%20Müll!
Dieser Beitrag umfasst nur einen kleinen Teil der vielen Mythen, Legenden und Geschichten des Wattenmeeres. Gerne würden wir in einem weiteren Artikel auf dem Blog darüber berichten. Habt ihr noch eine spannende Legende, die ihr näher beleuchtet haben möchtet? Dann teilt uns dies gerne, z.B. über unsere Social Media Kanäle mit. Und wie wäre es dieses Wochenende mit einem Abendspaziergang am Deich? Könnt ihr das Läuten der Glocken von Rungholt hören?
(Quelle Titelbild von Wikimedia.org Weltnaturerbe Nationalpark Wattenmeer)