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Trau dich! Traurig zu sein… „per Du“ mit dem Tod

Ein lieber Empfang erwartet mich in den Räumen der „Trau dich“ Anlaufstelle am Hospiz in Niebüll. Ich besuche Mareike und Heike um zu erfahren, was die beiden dort anbieten, da sie in diesem Jahr die Spende aus der HGV-Weihnachtsverlosung erhalten.

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Der Tod gehört zu unserem Leben dazu und doch gibt es so viele Fragen, Ängste und Sorgen. An wen wende ich mich, wenn eine oder viele dieser Fragen auftauchen? Wer hilft mir, Antworten zu finden; oder wer unterstützt mich, wenn ich einfach nicht mehr weiter weiß? Wie erkläre ich Kindern den Tod? In diesen Fällen bieten Mareike und Heike Hilfe in der „Trau dich!“ Anlaufstelle.

Sie betreuen zum Beispiel erkrankte Menschen, die wissen, dass sie sterben müssen. Der erkrankte Mensch, seine Familie und das Umfeld werden hierbei immer mit einbezogen. Gespräche über alles, was sie beschäftigt, über mögliche Versorgungen im stationären oder ambulanten Hospiz, Hilfestellungen durch soziale Dienste, den Umgang mit der Erkrankung, den bevorstehenden Tod und Vieles mehr. Wie können sich die Familienmitglieder untereinander unterstützen? Wie gehen sie mit der erkrankten Person und untereinander um? Was hilft allen, um in dieser Situation Halt zu erfahren und den Alltag weiterleben zu können? Was passiert, wenn der erkrankte Mensch stirbt? Was ist danach?

Auch wenn Menschen bereits einen Todesfall erlebt haben und Hilfe suchen, z.B. in der Trauer, können sie sich an Mareike und Heike wenden. Und hier soll jeder Hilfe finden, der diese braucht. So bietet die Anlaufstelle u.A. verschiedene Hilfsgruppen an: -für Familien, -Kids & Teens im Alter von 9-15 Jahren, -für Personen mit einer geistigen Behinderung und Weitere. Auch eine Einzelbegleitung von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die von lebensbedrohlicher Erkrankung, Sterben, Tod und Trauer eines wichtigen Menschen betroffen sind.

Die Beratung und Begleitung, die Informationen aber auch die Prävention hat sich die Anlaufstelle zur Aufgabe gemacht. Mit Hilfe ihres Schulprojektes „LebensWirrWarr“, besucht Mareike Schulen, um Schüler:innen an die Themen Sterben, Tod, Trauer und Trost heranzuführen. Hier setzen sich die Schüler:innen kreativ, informativ und in ihrem eigenen Tempo mit diesen Themen auseinander. Die Kinder können alle ihre Fragen stellen; wobei diese so vielfältig sind, wie die Trauer selbst. „Wie sieht der Tod aus?“ „Was ist ein gebrochenes Herz?“ „Wieso muss man eigentlich sterben und warum heißt Krebs – Krebs?““Stimmt es, dass die Seele in den Himmel fliegt?“ und „Wie ist es eigentlich, jeden Tag mit Toten zu tun zu haben?“

So verschieden, wie wir Trauer und Tod empfinden, so verschieden ist auch der Umgang damit. Diesen zu finden ist nicht einfach. „Trauer ist wie ein Meer“, beschreibt sie Mareike. Manchmal rau und stürmisch und man hat das Gefühl zu ertrinken. Die rettende Hand, die einem auch die andere Seite des Meeres zeigt, ruhig und schön, die kann jedem in der Anlaufstelle gereicht werden. Bei den Angeboten, wie den Trauergruppen, Gesprächen, gerne auch bei Spaziergängen, lässt sich die rettende Hand; die Hilfe und die Unterstützung, die gebraucht wird, um mit der Trauer umzugehen finden. „Trauer braucht Raum“ und auch dem verstorbenen Menschen einen neuen Raum/ Platz im Leben zu geben, ist ein möglicher Umgang im Alltag. So z.B. habe ich dieses Jahr den Geburtstag meiner Oma gefeiert, nachdem sie an Silvester gestorben ist. Ihren Geburtstag nicht zu feiern, wie wir es immer getan haben, konnte ich mir nicht vorstellen. Meine Familie und ich haben Kaffee getrunken und Kuchen gegessen; den Tisch geschmückt mit wildem Wein, der im Oktober, an ihrem Geburtstag, wunderschöne Herbstfarben zeigte. Wir haben uns über alte Geschichten unterhalten, gelacht aber auch geweint, weil sie physisch nicht mehr bei uns ist. Und doch hat meine Oma so einen neuen Platz in unserem Alltag gefunden. Um diesen neuen Platz zu finden, braucht es oft Unterstützung und auch diese geben Mareike und Heike in ihren Angeboten. Jeder, der diese Hilfe braucht, soll sie in der Anlaufstelle finden. Um ein weiteres Beispiel zu nennen, auch Eltern von Sternenkindern, die Heike betreut.

Was ist, wenn ein junger Mensch sich den eigenen Tod wünscht? Sich die Gedanken um Suizid drehen und kein Ausweg mehr zu sehen scheint? Der Suizid ist die zweithäufigste Todesursache bei Jugendlichen. Sich jemandem anzuvertrauen und diesen erst einmal zu finden; sehr schwierig. Auch in diesem Fall bietet die Anlaufstelle Hilfe an. Unter der Telefonnummer 04661/60 70 752 ist der Anrufbeantworter der beiden zu erreichen. Auch auf der Internetseite des Wilhelminen Hospizes findet man die Anlaufstelle „Trau dich!“ mit einer Mailadresse und weiteren Kontaktmöglichkeiten.

Mareike ist Sozialpädagogin, systemische Beraterin, Trauerbegleiterin und Traumapädagogin. Heike ist Erzieherin, Seelsorgerin und ebenfalls ausgebildet als systemische Beraterin und Trauerbegleiterin. Beide bringen ihre eigenen Erfahrungen mit dem Tod und der Trauer mit und das ist ganz wichtig. Wir alle sind von diesen Themen betroffen. Der Austausch, das Zuhören und den Halt und Hilfe zu finden; das alles kann man bei den beiden. U.a. durch die Spende aus dem Überschuss der Weihnachtsverlosung des HGV Niebüll können diese Hilfsangebote und weitere Themen, die meistens spontan zu den beiden finden, weitergeführt werden. Die Anlaufstelle „Trau dich!“ finanziert sich ausschließlich über Spenden.

Nach dieser schönen und informativen Zeit fahre ich durch das verschneite Niebüll nachhause und bin wieder einmal sehr froh, dass wir in unserer Stadt wunderbare Menschen wie Mareike und Heike haben, die sich so warmherzig um die Menschen in der Anlaufstelle „Trau dich!“ kümmern. Und so werde auch ich ein Stück mehr „mit dem Tod per Du“, denn es hilft, zu wissen, wo man bei diesen ganzen Themen Hilfe und Unterstützung findet.

(Das Titelbild wurde von Mareike und Heike zur Verfügung gestellt)

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