4 Menschen vor einer Landkarte zu Schleswig-Holstein nach der Deutsch-Dänischen Volksabstimmung.
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„Up ewig ungedeelt“? 100 Jahre Volksabstimmung

Der ein oder andere wird sich bestimmt fragen, warum wir jetzt über 100 Jahre Volksabstimmung berichten, denn diese war 1920 und das 100-jährige Jubiläum ist somit eigentlich schon zwei Jahre her.

Damals zeigte der Verein für Niebüller Geschichte e.V. eine Fotoausstellung im Richard-Haizmann Museum, die aufgrund der beginnenden Corona Pandemie leider kaum besucht werden konnte. Deshalb werden die Bilder nun erneut in der Stadtbücherei Niebüll präsentiert. Anlass dafür sind auch die literarischen und historischen Stadtspaziergänge, die als grenzübergreifendes Projekt im September in Tønder, Husum und Niebüll stattfinden. In Niebüll wird das am 14. September von 11:30 bis 16:30 Uhr sein. Treffpunkt ist die Stadtbücherei. Das ganze Programm und die weiteren Termine findet ihr hier. Mit der Ausstellung kann den Gästen ein wichtiger Teil der Niebüller Geschichte nähergebracht werden.

Mit der Volksabstimmung wurde 1920 die deutsch-dänische Grenze festgelegt, die für uns heute eine Selbstverständlichkeit ist. Bis dahin hieß es 460 Jahre lang in Schleswig- Holstein ‚Up ewig ungedeelt“ –“ auf ewig ungeteilt. Die Entscheidung 1920 bedeutete nun die Teilung des Landesteils Schleswig.

Wie kam es aber nun überhaupt zu der Volksabstimmung 1920? Nach dem Deutsch-Dänischen Krieg 1864 blieb die Vorgabe zur Durchführung eines Referendums zur Staatsangehörigkeit im nördlichen Teil Schleswigs unerfüllt. Die Durchführung der Volksabstimmung wurde nach dem 1.Weltkrieg im Versailler Vertrag festgeschrieben. Sie wurde in 2 Zonen eingeteilt und am 10. Februar in der Zone 1 und 14. März 1920 in der Zone 2 durchgeführt. Im Ergebnis wurde Nordschleswig am 15. Juni 1920 mit der als Clausen-Linie bezeichneten heutigen Grenze an Dänemark abgetreten. Dazu gehörte auch der Norden des Kreises Tondern, der Süden blieb bei Deutschland. In beiden Teilen des Abstimmungsgebietes lebt bis heute eine Minderheit des jeweils anderen Volkes.

Beate und Wolfgang Jandt berichten, dass die Volksabstimmung den Grundstein dafür gelegt hat, dass Niebüll sich so positiv entwickeln konnte. Durch die Grenzziehung durch den damaligen Kreis Tondern wurde es notwendig, Verwaltungsstrukturen auf der deutschen Seite aufzubauen.  Der Kreis gab sich den Namen ‚Kreis Südtondern“, um an die alte Gemeinsamkeit zu erinnern.

So wurde aus dem Bauerndorf Niebüll 1923 der Sitz des neuen Kreises. Die Kreisverwaltung zog in das ‚Central Hotel“, das wir heute als Naturkundemuseum kennen. Niebüll erhielt 1960 die Stadtrechte und blieb Kreisstadt bis 1970. Durch die Kreisreform (Zusammenlegung der Kreise Südtondern, Husum und Eiderstedt) wurde Husum 1970 Verwaltungssitz des Kreises Nordfriesland.

Der Aufwertung Niebülls zum Kreisort ist es zu verdanken, dass hier in den 20er Jahren ein Gymnasium gegründet wurde.  Die Bahnverbindung über den Hindenburgdamm nach Westerland gab einen wichtigen wirtschaftlichen Impuls.

Gezeigt werden in der Ausstellung Dokumente von vor 100 Jahren, wie zum Beispiel Wahlplakate oder amtliche Bekanntmachungen. Viele Fotos lassen zudem die Zeit der Volksabstimmung lebendig werden. Parallel zu der Ausstellung vor zwei Jahren hat Wolfgang Raloff das Buch ‚Die Schleswig- Frage 1920 und Niebülls Aufstieg zum kommunalen Mittelpunkt Südtonderns“ geschrieben. Sehr zu empfehlen, dort einmal einen Blick hineinzuwerfen und sich über die Grenzziehung zu informieren, die ein Meilenstein für die Entwicklung des Ortes Niebüll war. Bekommen kann man das Buch in der Stadtbücherei, der Bücherstube Leu oder beim Geschichtsverein.

Beate Jandt ist besonders wichtig, mit dieser Ausstellung keine einseitige Wertung der Ereignisse vorzunehmen. Vielmehr möchte sie den Besuchern ermöglichen, sich selbst ein Bild zu machen.

Kommt demnächst also unbedingt in der Stadtbücherei vorbei, um in Niebülls Geschichte einzutauchen! Zu sehen ist die Ausstellung noch bis zum 07. Januar 2023. Anfang November ändern sich die Ausstellungswerke erneut und dann ist die Entwicklung des Kreisortes Niebüll zu sehen.

Von links: Wolfgang und Beate Jandt, Maren Mumme und Anett Petersen

Von den Kieler Nachrichten gibt es auch ein tolles Kurzvideo, was die Ereignisse rund um die Grenzziehung super zusammenfasst. Das findet ihr hier

Für mich ist es spannend, die Ausstellung anzuschauen, denn ich kannte die Hintergründe der Grenzziehung bis jetzt immer nur aus dem Geschichtsbuch und nie aus direkten Erzählungen.

Kommt in der Stadtbücherei vorbei, es lohnt sich!

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