Kulturknotenpunkt Nordwest –“ Etwas sperrig kommt dieser Begriff zwar daher, aber er ist Ausdruck der sehr wichtigen Netzwerkarbeit, die seit 2015 zur Förderung der Kultur im Land Schleswig-Holstein geleistet wird und die seit dem 01. Januar 2021 für weitere fünf Jahre das kulturelle Netzwerk stärken soll.
Dr. Herle Forbrich, stellvertretende Direktorin der Nordsee Akademie Leck, ist Projektleiterin des Kulturknotenpunktes Nordwest und hat auch damals schon die Bewerbung für die Region Nordfriesland/Nordschleswig erfolgreich nach Südtondern geholt.
Insgesamt gibt es 7 Kulturknotenpunkte über das gesamte Bundesland verteilt, die mit Landesmitteln finanziert werden. Wir haben Frau Dr. Forbrich für unsere Rubrik „Nachgefragt“ zu den Aufgaben des KKP Nordwest befragt.
Wie genau ist die Aufgabe der Kulturknotenpunkte definiert?
Die Landesregierung verfolgt die Ziele, die Angebotsstrukturen im ländlichen Raum untereinander und mit den großen Zentren zu vernetzen, die kulturellen Akteure vor Ort professionell zu beraten, Kooperationen zu fördern und die Öffentlichkeitsarbeit für kulturelle Angebote zu unterstützen. Der Landeskulturverband Schleswig-Holstein e.V. koordiniert dieses landesweite Netzwerk. Die Kulturknotenpunkte arbeiten grenzüberschreitend und spartenübergreifend und unterstützen Innovationen. Sie verstehen sich als Multiplikatoren der Landeskulturpolitik vor Ort und befördern entsprechende Prioritäten (z. B. Barrierefreiheit, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Kulturelle Bildung) auch als Teil eines landesweiten Netzwerks. Die Kulturknotenpunkte sollen an bestehenden professionell geführten Einrichtungen mit kulturellem Bezug und Erfahrung in der Vernetzungsarbeit angesiedelt werden. Insbesondere in Einrichtungen, die die Aufgaben als Kulturknotenpunkt eng mit ihrem eigenen Tätigkeitsfeld verbinden und dadurch Synergien nutzen können.
Welche Netzwerkprojekte wurden seit 2015 realisiert?
In Zusammenarbeit mit dem Projekt ‚Museumsberatung und -zertifizierung in Schleswig-Holstein“ laden wir regelmäßig feste und freie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Museen der Region sowie alle Interessierte zu Veranstaltungen ein, die dem Austausch und der Fortbildung dienen. Seit 2017 gibt es in Zusammenarbeit mit dem KreisLandFrauenVerband Nordfriesland einen LandFrauen KunstTag für LandFrauen und andere interessierte Frauen. Wir beschäftigen uns mit zeitgenössischer Kunst und erhalten eine Führung in einem Museum wie dem Richard-Haizmann-Museum oder einem Atelier. Persönlich freue ich mich schon auf den nächsten LandFrauen KunstTag am 4. September 2021. Ein ‚richtiges“ Projekt war 2016/17 ‚SkatKultur“, das durch KursKultur – dem Kulturförderprogramm der dänisch-deutschen Region Sønderjyllland-Schleswig – möglich wurde. Gemeinsam mit dem Bund Deutscher Nordschleswiger, Møgeltønder Skatklub, ISPA Danmark, Skatfüchse Leck e.V. und Flotte Asse Niebüll brachten wir Skatspieler aus Deutschland und Dänemark für ein Turnier zusammen. Auf großen Interesse in der Region stieß auch eine Seite mit Kulturtipps aus dem ganzen Kreisgebiet, die in Zusammenarbeit mit der sh:z Kreisredaktion in Husum zwischen 2016 und 2019 regelmäßig in allen vier nordfriesischen Tageszeitungen erschien.
Was konnte der Kulturknotenpunkt bisher für die Kulturschaffenden bewirken?
Das ist schwer zu sagen, was wir für Kulturschaffende konkret bewirken konnten. Denn die Teilnahme an Netzwerkveranstaltungen zahlt sich selten sofort aus. Persönlich hoffe ich jedoch, dass unsere Informationen zu Fördermitteln oder Auftrittsmöglichkeiten hilfreich waren. Da der Kulturknotenpunkt selbst nicht fördernd tätig ist, sind wir allerdings nicht der erste Ansprechpartner für Kulturschaffende bei der Suche nach Unterstützung. Wir planen jedoch in der aktuellen Förderperiode, auch wieder Kunstausstellungen in der Nordsee Akademie durchzuführen. Dazu bin ich bereits im Gespräch mit interessierten Künstlerinnen und Künstlern.
Welche kulturellen Akteure fühlten sich bisher durch den Kulturknotenpunkt besonders angesprochen?
Wir arbeiten eher mit Kulturvereinen und Kulturinstitutionen zusammen als mit einzelnen Kunst- und Kulturschaffenden. Im Unterschied zu uns gibt es jedoch Kulturknotenpunkte im Land, die sehr wohl eng mit Künstlerinnen und Künstlern arbeiten. Meistens sind das Kulturknotenpunkte, die durch Kulturzentren oder die Kulturverwaltung eines Kreises getragen werden. Wir würden uns daher freuen, wenn unsere Pläne bezüglich Kunstausstellungen dazu beitragen könnten, dass wir auch in unserer Region mehr im Gespräch sind mit Kulturschaffenden.
Wie und wo findet die Netzwerkarbeit statt?
Die meisten Veranstaltungen finden in der Nordsee Akademie statt. Inzwischen bieten wir aber auch Veranstaltungen online an und machen damit gute Erfahrungen. Für eine erfolgreiche Netzwerkarbeit sind aber Veranstaltungen, bei denen man auch ‚wirklich“ miteinander spricht und gemeinsam einen Kaffee trinkt, weiterhin unabdingbar. Und um diese Vernetzung in der Region zu fördern, planen wir in dieser Förderperiode, auch Veranstaltungen an anderen Orten durchzuführen, mit jeweiligen Kooperationspartnern vor Ort.
Wo ist der Kulturknotenpunkt überall präsent?
Unser Kulturknotenpunkt hat seinen Sitz in der Nordsee Akademie. Wir informieren über Veranstaltungen und Angebote auf der Webseite der Bildungsstätte und ganz klassisch mit der Auslage von Informationen in unserem ‚Kulturknotenpunktregal“. Vielen Dank an dieser Stelle auch an die Stadt Niebüll und die Gemeinde Leck, die jeweils auf ihren Webseiten auf den Kulturknotenpunkt verlinken. Außerdem sind wir online bei Facebook, Instagram und Twitter zu finden. Wir planen, bei Veranstaltungen zukünftig aber auch außerhalb der Nordsee Akademie Präsenz zu zeigen. Persönlich freue ich mich schon darauf, dass wir beispielsweise unsere bekannten ‚Museumsnetzwerktreffen“ auch mal in Museen der Region durchführen werden.
Wie ist der Kulturknotenpunkt personell und finanziell ausgestattet?
Mindestens acht Stunden Personalressourcen pro Woche sind vom Träger des Projekts, d.h. der Nordsee Akademie als Einrichtung im Deutschen Grenzverein e.V., für die Kulturknotenpunkt-Arbeit zu leisten. Der Kulturknotenpunkt erhält dafür vom Land pro Jahr eine Summe von 20.000 Euro, die die erforderlichen Personal- und Sachkosten abdeckt. 3.000 EUR davon sind außerdem reserviert für Veranstaltungen oder Projekte, die allein oder mit Kooperationspartnern durchgeführt werden und der Vernetzung von Einrichtungen und Angeboten in der Region dienen.
Was ist für die nächsten 5 Jahre geplant?
Wir beabsichtigen zwei thematische Schwerpunkte bei Beratung, Veranstaltungen und Fortbildungen: 1. die Vernetzung der Kultur in der Fläche Nordfrieslands unterstützen, durch neue Kooperationspartner außerhalb der Kultur sowie durch bewährte Partner wie die Stiftung Nordfriesland, 2. die grenzüberschreitende Vernetzung der Kultur in Nordfriesland und Nordschleswig insbesondere an der Westküste fördern, vor allem dank unseres Partners Bund Deutscher Nordschleswiger.
Warum ist für Dich die Förderung von Kultur so wichtig?
Noch als Abiturientin bekam ich mit, wie mein Vater den Verein ‚Musikfreunde in Leck und Umgebung e.V.“ gründete und erlebte Künstlerinnen und Künstlern am heimischen Esstisch. Ich studierte Kulturwissenschaften. Nun freut es mich, mit meiner Arbeit für den Kulturknotenpunkt diese Kenntnisse und Erfahrungen für die Region einbringen zu dürfen. Ich bin fest davon überzeugt, dass noch viel mehr Möglichkeiten in Kooperationen stecken!