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Typ Eins

Für die meisten Menschen ist der 14. November ein ganz normaler Tag wie jeder andere auch. Oder wisst ihr, was da Besonderes ist?

Jetzt wahrscheinlich schon, denn das Titelbild verrät es: Der 14. November ist Weltdiabetestag. Ich dachte, das nehme ich zum Anlass, um ein bisschen was über die Krankheit und meine Erfahrungen zu schreiben. Denn wie ich in meinem Leben immer wieder feststelle, wissen die wenigsten Menschen, was es mit Diabetes genau auf sich hat.

Und bevor ihr euch wundert, wie ich auf die Idee gekommen bin: Seit 2012 habe ich selbst Diabetes Typ 1 und somit schon das ein oder andere erlebt.

Aber von vorne: Was ist Diabetes überhaupt?

Diabetes mellitus ist der Überbegriff für verschiedene Erkrankungen des Stoffwechsels. Dabei kommt es bei allen Formen zu erhöhten Blutzuckerwerten, die aus einem Insulinmangel resultieren. Insulin, ein Stoffwechselhormon, welches für die Regulierung des Kohlenhydrat-, Fett-, sowie Eiweißstoffwechsels zuständig ist, wird in der Bauchspeicheldrüse produziert. Bei den unterschiedlichen Arten von Diabetes produziert die Bauchspeicheldrüse entweder gar kein Insulin mehr oder es kommt nicht da an, wo es ankommen müsste.

Letzteres ist der Fall bei Diabetes Typ 2, der häufigsten Diabetesform, von der ca. 90% der Erkrankten betroffen sind. Bei diesem Typ ist die Wirkung des Insulins in den Körperzellen vermindert, man spricht auch von einer Insulinresistenz. Diese tritt in unterschiedlichen Graden auf, sodass nicht alle Typ 2 Diabetiker Insulin spritzen müssen, sondern viele zur Therapie auch Tabletten nehmen können. Diabetes Typ 2 hängt häufig mit anderen metabolischen, d.h. stoffwechselbedingten, Problemen zusammen. So sind ca. 80% der Typ 2 Diabetiker von Adipositas, also Übergewicht, betroffen. Dieses ist auch einer der größten Risikofaktoren, neben dem Alter, Bluthochdruck und der Möglichkeit, dass die Krankheit vererbt wird.

Bei Diabetes Typ 1, von dem ich auch betroffen bin, verhält es sich etwas anders. Dabei handelt es sich um eine Autoimmun –“ Erkrankung, bei der die Insulin- produzierenden Zellen in den sogenannten Langerhans´schen Inseln der Bauchspeicheldrüse durch das körpereigene Abwehrsystem zerstört werden. Der Körper produziert folglich kein Insulin mehr und kann z.B. Glukose nicht mehr verstoffwechseln. Der Blutzucker steigt. Betroffene müssen dementsprechend ihr Leben lang mehrfach am Tag Insulin spritzen. Typ 1 tritt vor allem bei Kindern- und Jugendlichen auf und betrifft ca. 0,3-0,4% der Bevölkerung.

Mein Diabetesequipment

Bekommen kann man ihn durch einen Virus, was bei mir zum Beispiel vermutet wird, Vererbung oder Zufall. Bestimmte Umweltfaktoren sollen das Risiko ebenfalls erhöhen, diese sind von der Wissenschaft allerdings noch nicht genauer definiert. Zu den Symptomen zählen u.a.: Gewichtsverlust, auffälliger Durst, übermäßiger Harnverlust sowie extreme Müdigkeit.

Ich kann mich noch daran erinnern, dass ich zu der Zeit kurz vor der Diagnose kaum einschlafen konnte. Das war damals echt frustrierend. Und auch heute, wenn die Werte stark erhöht sind, kann ich erst schlafen, wenn der Blutzuckerspiegel wieder sein ’normales“ Level erreicht hat. Für Menschen mit Diabetes liegt das ungefähr bei 100-160 mg/dl. Stoffwechselgesunde haben Werte im Bereich von 80-120 mg/dl.

Leider ist es nicht selten, dass Menschen mit Diabetes, aber dies gilt für Krankheiten allgemein, psychische Probleme bekommen. Diabetiker haben dabei ein 2-3-fach höheres Risiko als Menschen, die davon nicht betroffen sind.

Ich kann glücklicherweise sagen, dass mich das nicht betrifft. Natürlich gibt es Phasen, in denen die Werte nicht stimmen und in denen ich scheinbar machen kann, was ich will, und es trotzdem nicht besser wird. Das ist in den Momenten wirklich frustrierend und oft auch nicht einfach. Vor allem, da der Blutzucker auf alles reagiert. Mein Umzug von NRW an die Nordsee war somit auch von einer Insulinanpassung begleitet, da durch das Nordseeklima der Bedarf an Insulin sinkt und dementsprechend angepasst werden muss. Aber ich habe eine unglaubliche Unterstützung von meiner Mutter, auf die auch aus der Ferne immer zurückgreifen kann und für die ich unfassbar dankbar bin.

Apropos Nordsee: Diese Angebote gibt es für Diabetiker in Niebüll und Region:

Ansonsten kann ich mein Leben ziemlich uneingeschränkt leben. Klar, Insulin abgeben und messen gehören zum Alltag, aber seitdem ich eine Pumpe habe, muss ich zum Spritzen nur noch ein paar Tasten drücken, was sehr, sehr angenehm ist. Vorher, mit dem Pen, war es vor allem im Winter oder unterwegs echt unpraktisch, wenn man erst alle Klamotten hochziehen musste, um in eine Bauchfalte spritzen zu können. Das hat sich jetzt zum Glück erledigt. Und auch der Sensor, mit dem ich meine Werte kontrollieren kann, ist wirklich praktisch, denn so muss ich nur scannen anstatt mir jedes mal in den Finger zu piksen.

Ich bin auch echt dankbar dafür, alles machen zu können, was ich tue. Zum Sport gehen, Freunde treffen und ja, zur Arbeit gehen 🙂 Privilegien, die leider nicht alle genießen können. Und natürlich dürfen auch Diabetiker Kuchen, Schokolade etc. essen. Wir müssen nur eine entsprechende Menge Insulin dafür spritzen. Auch kann ich sagen, dass ich in meinem Umfeld nur sehr, sehr selten Komplikationen wegen des Diabetes hatte. Die allermeisten Leute, die ich treffe, stört das überhaupt nicht und auch das weiß ich sehr zu schätzen.

Trotzdem ist es natürlich schön, sich auch mal mit anderen auszutauschen, die ebenfalls Diabetes haben. Das ist nochmal eine andere Ebene von Verständnis, denn man macht schließlich ähnliche Erfahrungen und es tut gut, sich mit anderen auch mal über den ständigen Begleiter beschweren zu können 😉

Weltdiabetestag 2021

Genau dafür ist der Weltdiabetestag da. Doch warum findet der eigentlich am 14.November statt? Ganz einfach: Es ist der Geburtstag von Frederick G. Banting, der 1921, also vor genau 100 Jahren, das Hormon Insulin entdeckte. Vorher sind die Menschen an Diabetes gestorben. Das tun heutzutage zum Glück die wenigsten und allein das ist Grund genug zu feiern.

Genauso wie letztes Jahr wird auch der Weltdiabetestag 2021 online stattfinden. Man kann sich ganz gemütlich vom Sofa aus dazu schalten und den interessanten Programmpunkten lauschen. Dieses Jahr wird es unter anderem ein Special zum 100jährigen Geburtstag des Insulins geben, aber wie jedes Jahr werden viele inspirierende Menschen zu Wort kommen, die sich für Diabetiker engagieren und/ oder selbst Diabetes haben und aus ihrem Leben berichten. So wie letztes Jahr zum Beispiel Olympiasieger Matthias Steiner. Ich freue mich auch ganz besonders auf die Blue Monument Challenge. Dabei werden viele berühmte Gebäude auf der ganzen Welt blau angestrahlt.

Blau, da das Symbol für Diabetes ein blauer Kreis, der ‚Blue Circle“, ist. Dieser war ursprünglich das Symbol einer Kampagne, aus der die Verabschiedung eines Diabetestages der Vereinten Nationen resultiert ist. Seit 2006 gibt es diesen Tag jetzt schon. Der Kreis symbolisiert den Zusammenhalt der Gemeinschaft und das Blau steht für den Himmel und ist zugleich Bestandteil der Flagge der UN.

Ich finde es jedes Jahr wieder sehr inspirierend, die Erfahrungen anderer zu hören und zu sehen, was für eine große und aktive Gemeinschaft wir sind. Und selbst wenn ihr keinen Diabetes habt: Man kann viele neue Dinge lernen, und wenn nicht, auch nur die Blue Monument Challenge anzuschauen lohnt sich!

Natürlich kann ich hier nicht alles aufzählen und erklären, was es zu diesem Thema zu sagen gibt. Dafür ist es einfach zu komplex. Wenn ihr mehr erfahren wollt, schaut doch auf folgenden Seiten nach: 

https://www.weltdiabetestag.de/

https://www.diabetesde.org/ueber_diabetes

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